8×8 WLAN AX: Icotera i4880/i4882 Router im (technischen) Test

Viele von euch kennen die gängigen WLAN-Router von AVM, TP-Link, D-LINK, Netgear, Asus & Co. – doch aus dem skandinavischen Bereich kam nun ein WLAN-Router mit 8×8 WiFi 6 (WLAN AX) zu mir und hört auf den Namen i4882. Die Marke dahinter: Icotera.

Ein Router- & CPE-Hersteller aus Dänemark für FTTH-Provider. Neben „normalen“ Routern, die per WAN an ein vorhandenes Netz (z.B. ONTs) angeschlossen werden, stehen auch Glasfaser-Abschlusspunkte für GPON und PTP, sowie klassische ONTs zur Wahl. Auch Mesh-Lösungen bzw. Access-Points/Repeater (mit WiFi 5 & WiFi 6) sind im Portfolio vorhanden.

Doch nur das Modell i4882, welches ein eigens entwickeltes Produkt für die Telenor in Schweden & Dänemark ist, sowie der Icotera i4880 (freies Gerät für alle Provider), beherrschen das neue WLAN AX mit 8×8 Antennen. Das ist tatsächlich eine große Seltenheit, da viele Hersteller erstmal auf 4×4 MU-MIMO setzen.

Mit dem 8×8 Gerät bekommt man quasi die “doppelte Leistung” in einem Gerät (4×4 vs. 8×8). Leider ist der freie Verkauf eingeschränkt, da Icotera-Geräte nur über einen Provider bezogen werden können. Neben der genannten Telenor (Vergleichbar der deutschen Telekom), gibt es lt. Icotera im DACH-Raum in Kürze noch weitere Provider, die dann die “freie” i4880-Variante anbieten werden.

Von den technischen Daten her (vor allem im WLAN) sind beide Modelle nahezu gleich aufgebaut. Bei der Telenor-Edition (i4882), welche ich zum Testen erhalten habe, gibt es kleinere Einschränkungen. So wurde auf klassische TAE-Ports verzichtet (i4882) und die Konfiguration wurde für den Anbieter in die Cloud verlagert. So kann der Normaluser kaum Einstellungen vornehmen, was aber auch nicht schlimm ist, da alle Optimierungen automatisch vom Gerät selbst via Telenor-Cloud durchgeführt werden. Die Skandinavier brauchen offenkundig keine klassische Festnetztelefonie. ;)

Ein Hinweis dazu von Icotera: “Die freie Variante i4880, hat ein lokales WLAN- & Geräte-Management und 2x klassische Telefonanschlüsse (RJ-11).”  Speziell für den Deutschen “Datenschutz”-Affinen Kunden also eine gute Information.

Man muss aber schon sagen das Skandinavien im Bereich Kommunikation (Glasfaser, Mobilfunk etc.) ein paar Tage Vorsprung vor Deutschland hat. In Zeiten in denen z.B. in Deutschland weiterhin auf Kupfer gesetzt wurde, hat z.B. Schweden bereits voll auf Glasfaserausbau gesetzt und aktuell >81% Glasfaser-Verfügbarkeit, Deutschland mit 16% hinkt da also noch deutlich hinterher. (Daten lt. FTTH Council Stand 09/2020)

Doch wollen wir erstmal auf das „freie“ Gerät alias i4880 schauen.

Technische Daten:

  • Enterprise 8×8+4×4 Wi-Fi 6 configuration
  • Non-blocking 2.5 Gbps architecture
  • Low power consumption
  • Possibility of operator branding
  • Extensive IPv6 support
  • 2 RJ45 connector 10/100/1000/2500 BaseT(x)
  • Full-duplex transmission
  • Auto-negotiation for speed and duplex
  • Auto MDI/MDX
  • 802.11ax Wi-Fi
    • 802.11AX 8×8:8 5 GHz + 4×4:4 2.4GHz
    • BW support: 20 MHz, 40 MHz, 80 MHz and 160 MHz (with an update)
    • Modulation support: MCS 0-11
    • Downlink MU-MIMO and OFDMA
    • Up to 1024QAM modulation
    • Support for unequal MCS
    • Support for LDPC, STBC
    • Support for Dual Channel, Dual Concurrent Mode
    • Support Target Wake Time
    • HW Support for Singular Value Decomposition (SVD) for explicit Transmit
    Beamforming
  • 802.11ac Wi-Fi
    • 802.11AC Wave-2 8×8:8
    • BW support: 20 MHz, 40 MHz, 80 MHz,
    80+80 MHz, 160 MHz
    • MU-MIMO
    • TurboMAC for optimized legacy performance
    • Support for LDPC, STBC
    • Modulation support: MCS 0-11
    • Up to 1024QAM modulation
    802.11bgn Wi-Fi
    • 802.11B/G/N 4×4:4
    • MIMO
    • Modulation support: MCS 0-76

Technische Daten sind schön, in der Realität zeigt sich aber erst was das Gerät wirklich kann. Ich habe mich im ersten Test auf die technische Ebene spezialisiert. Somit habe ich weder eine Einrichtung, noch irgendwelche Einstellungen verändert. Die Performance im WLAN war für diesen Test ausschlaggebend.

Testaufbau:

  • WLAN-Router: Icotera i4882 mit WiFi 6
  • 3 Smartphones: Huawei P40, Samsung Galaxy S8+, Sony Xperia XZ2
  • Internetanschluss: Glasfaser > 900 Mbit/s synchron (Aufbau über 5530, PTP)
  • Testserver: extern: nPerf-App, intern: Intel NUK mit LibraSpeed (USB 3.0, 2,5 Gigabit RJ45)
  • Was wurde getestet: WLAN Performance mit jedem Gerät & MU-MIMO Test mit zwei Geräten gleichzeitig

Sony Xperia XZ2:

Das Sony Xperia XZ2 unterstützt nur WLAN AC. Aufgrund dessen habe ich mit dem Gerät nicht ganz so viel getestet, da ich keine großen Performance-Highlights erwarten konnte. Ich habe nach Extern eine Download-Rate von 461 Mbit/s und eine Upload-Rate von 416 Mbit/s erhalten. Damit konnte ich meine eigentliche Anschluss-Geschwindigkeit zwar nicht erreichen und erhalte nur 50%. Ich muss aber dazu sagen, dass alle externen Tests nicht ansatzweise meine 900 Mbit über WLAN erreicht haben.

Im internen Test mit dem Intel NUC-Server wurde dann schon etwas mehr erreicht. Eine WLAN Verbindung von 866 Mbit/s auf Kanal 44 wurde hergestellt. Dabei kam ich auf Werte von circa 670 Mbit/s im Download und knapp über 600 Mbit/s im Upload. Das, wie gesagt, alles intern auf den Libraspeed-Server auf dem Intel NUC.

Samsung Galaxy S8+:

Mit dem Samsung Galaxy S8+ wurde ebenfalls nur über WLAN AC (WiFi 5) getestet und auch hier kam ich nicht auf Topwerte, aber für den normalen Nutzer natürlich völlig ausreichend. Verbunden war das Smartphone mit 1083 Mbit/s, ebenfalls auf Kanal 44, mit dem Icotera-Router. Trotz der deutlich größeren Brutto-Datenrate im Gegensatz zum Sony Xperia, haben die im Test nicht mehr herausgeholt.

Beim externen Test mit nPerf wurden Daten von 526 Mbit im Download und knapp 400 Mbit im Upload getestet. Aufgrund von Serverauslastungen etc. können diese Werte immer wieder variieren, weshalb der interne Test mit dem eigenen Server interessanter ist. Hier kam ich auf folgende Werte: 613 MBit im Download und 420 Mbit im Upload. Da hat das Sony tatsächlich besser abgeschnitten, obwohl bzw. trotz geringerer Brutto-Raten.

Huawei P40 – das Highlight:

Nun kommen wir zum Potential vom Icotera i488x! WLAN AX . Das Huawei P40 unterstützt ebenfalls WiFi 6 und kann dementsprechend andere Datenraten abrufen, als die beiden anderen Smartphones. Offtopic: Ein Smartphones ohne Android ist wirklich kein schönes. Ich hatte tatsächlich noch kein Huawei Smartphone ohne Android gesehen. Es war keine schlechte Erfahrung, aber irgendwie fehlte was.

Dennoch konnte ich alle Apps installieren und so landete auch auf diesem Gerät die FRITZ!App WLAN und nPerf für den externen Test. Mit dem Huawei P40 habe ich auch Entfernungen gemessen. Ich selbst wohne im dritten Stock und bin dann mal ein wenig durch die Gegend gelaufen. Das erläutere ich später genauer. Kommen wir erstmal zu dem gleichen Testaufbau wie bei den anderen Smartphones. Mit 1134 Mbit/s auf Kanal 100 mit WLAN AX konnte der Test direkt vor dem Gerät selbst starten:

  • extern per nPerf-App: 730 Mbit im Download / 672 Mbit im Upload -> schöne Werte

Und dann kam der Hammer. Der lokale Test auf dem „eigenen Server“ über WLAN (160 Mhz, da das Huawei dies beherrscht):

Rund 1500 Mbit im Download! Wow! Da habe ich nicht schlecht geschaut und auch die Ansprechpartner von Icotera waren sehr begeistert von den Werten. Ab dem Moment war ich mir sicher: Das Produkt hält auch das, was versprochen wird.

Verschiedene Orte (Huawei P40):

  • Location 1:
    • gleicher Raum (1m)
    • Download: 1517 Mbit/s
    • Upload: 490 Mbit/s
    • RSSI: -25 dBm
  • Location 2:
    • 2 Räume weiter (4m)
    • Download: 1146 Mbit/s
    • Upload: 462 Mbit/s
    • RSSI: -51 dBm
  • Location 3:
    • Treppenhaus (4m)
    • Download: 930 Mbit/s
    • Upload: 450 Mbit/s (depending on the device)
    • RSSI: -48 dBm
  • Location 4:
    • Treppenhaus (7m)
    • Download: 684 Mbit/s
    • Upload: 277 Mbit/s (depending on the device)
    • RSSI: -62 dBm
  • Location 5:
    • Treppenhaus (2.OG) (10m)
    • Download: 349 Mbit/s
    • Upload: 171 Mbit/s (depending on the device)
    • RSSI: -73 dBm
  • Location 6:
    • Treppenhaus (1.OG) -> zwei Betondecken und auf der gegenüberliegenden Seite
    • Download: 14,3 Mbit/s
    • Upload: 15,3 Mbit/s (depending on the device)
    • RSSI: -82 dBm

Beamforming – Gegenstände werden einfach „umstrahlt“:

Die Liste der getesteten Orte zeigt: Auch auf weitem Abstand kommt noch richtig was an! Und das hat vor allem was mit dem Beamforming zu tun. Icotera hat eine sehr gute Intelligenz in die Router eingebaut, welche Gegenstände fast menschlich „erkennen“ kann. Außerdem werden Wände als Umleitung genutzt, sodass sich das WLAN genau dahin bewegt, wo es gebraucht wird.

Auch die Bauform der Antennen scheint wirklich gut durchdacht. Meine FRITZ!Box 7590, die fast am gleichen Ort steht, kommt da nicht ganz ran. Um auch immer auf die volle Performance zu kommen, wird auch eine Art „Zero-Wait-DFS“ eingesetzt. Wenn also eine Radarerkennung die Kanalauswahl beeinträchtigt, bleibt der Icotera i488x auf einem hohen Kanal, außerhalb des betroffenen Kanals (aber noch auf DFS). Das heißt: Man hat dennoch eine enorme Performance im WLAN-Netz und merkt davon so gut wie nichts. Sobald die Highpower-Channel wieder verfügbar sind, wechselt der Router auch automatisch wieder auf einen DFS-Kanal mit höchster Performance.

Multi-User MIMO – mehrere Geräte können auch 1 Gigabit:

Multi-User MIMO ist auch immer so ein Begriff, welcher sich bei WLAN Router bemerkbar macht. Dieses Verfahren ist dafür da, dass mehrere Geräte gleichzeitig Daten senden und empfangen können und nicht in einer „Warteschlange“ landen. Bei älteren Routern war dies der Fall. Hier wurden Geräte nach und nach bedient. Das merkt man beim normalen Surfen zwar überhaupt nicht, dennoch ist MU-MIMO eine sehr durchdachte Funktion.

Info

Kleine Details noch zu “MU-MIMO”: Eigentlich ist es erst ab 5×5 Konfigurationen oder mehr möglich, denn die 5. Antenne wird für die Überwachung der Kanäle/Geräte und DFS-Steuerung benötigt. Mit DFS kann ein WLAN einen automatischen Kanalwechsel durchführen, falls auf dem verwendeten Kanal ein anderes aktives Gerät erkannt wurde. Hierdurch soll insbesondere vermieden werden, dass die in diesem Frequenzbereich arbeitenden z.B. Wetterradar-Systeme, Schiffsradar, Flugradar etc. durch WLANs gestört werden, da diese Frequenzbereiche priorisiert sind für die genannten Dienste.

Auch der Icotera-Router kann das. Und zwar sehr gut. Die beiden WLAN-AC-Devices (Samsung & Sony) mussten sich dem Test stellen. Der Router steht dabei in der Mitte, links und rechts davon sind die Geräte ins WLAN eingebucht. Aufgrund der extremen Nähe zum Router habe ich zwar nicht ganz 1 Gigabit erreicht, dennoch war ich mit über 900 Mbit insgesamt sehr gut dabei.

Wenn die Geräte so 1-2 Meter weiter weg vom Router sind, würde sich die Performance laut Hersteller auch nochmal deutlich verbessern. Wie ich das mit MU-MIMO getestet habe, seht ihr im Video:

Fazit:

Was soll ich sagen: WOW! Das Gerät hat richtig Performance. Der technische Test zeigt: Man kann locker über 1 Gigabit auch per WLAN kommen & eine durchaus beeindruckende Reichweite erzielen. Natürlich spielen bei Funktechniken immer mehrere Faktoren eine Rolle. Auch das Huawei ist sicherlich (vor allem beim Upload) kein perfektes WLAN-Test-Device, wenn es um Hochgeschwindigkeits-Verbindungen über 1 Gbps geht.

Die WLAN-Reichweite und -Performance ist zurzeit wohl das beste was es gibt. 8×8 WLAN ist sehr selten. Viele Hersteller fangen ja zurzeit nur mit 4×4 an, um überhaupt mal mit WiFi6  dabei zu sein. Auch der WAN-/LAN-Anschluss mit 2,5 Gigabit hat bei solchen Datenraten natürlich eine Berechtigung. Wenn man so schnelles WLAN liefert, darf es nicht am Kabel enden.

Neue Router, die WiFi 6 unterstützen, machen also wirklich Sinn und zeigen Ihre Leistung nicht nur auf WiFi 6-Geräten. Technologien wie MU-MIMO und Beamforming funktionieren natürlich auch auf älteren Geräten, die „nur“ WiFi 5 unterstützen. Hier muss man also nicht zwingend “alte” Geräte ersetzen, um alle Funktionen des Routers nutzen zu können.

Video Icotera Reichweite – ein WiFi-Walk im Garten:

"Ein großer Danke geht raus an Stefan Blumenthal (@DerSpucky), der mir den Kontakt zu Icotera hergestellt hat und ohne dem so ein Test nicht zu Stande gekommen wäre. Danke dir Stefan!"
Quelle: Icotera
8×8 WLAN AX: Icotera i4880/i4882 Router im (technischen) Test
zurück zur Startseite

4 Kommentare zu “8×8 WLAN AX: Icotera i4880/i4882 Router im (technischen) Test

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hiermit akzeptiere ich die Datenschutzerklärung für diesen Kommentar.

Aktuelle News auf Deskmodder.de
alle News anzeigen
Deskmodder