Vor einigen Wochen hat uns die Firma FORM aus Kanada ihre smarte Schwimmbrille – die FORM Smart Goggles – mit eingebautem Display für einen Test zur Verfügung gestellt. In der letzten Zeit bin ich deswegen mit genau dieser Schwimmbrille regelmäßig ins Schwimmbad gegangen und habe damit meine Bahn gezogen.
Die Schwimmbrille funktioniert im Schwimmbad grundsätzlich autark – sie ist dort also nicht von einer Verbindung zu einem Smartphone oder einer Smartwatch abhängig. Bluetooth funktioniert ja unter Wasser nur auf kürzeste Distanzen. Was mir in den letzten Wochen alles so aufgefallen ist, lest ihr hier:
Lieferumfang
Geliefert wird die Schwimmbrille mit ihren leicht getönten Gläsern in einer für eine Schwimmbrille ziemlich hochwertigen Verpackung. Mit dabei sind diverse Nasenstege, um die Brille etwas an den eigenen Kopf anzupassen sowie ein großes Case zum Transport der Brille. Das zweiteilige Gummiband kann wie bei jeder anderen Schwimmbrille auch verstellt werden. Ein Ladekabel ohne Netzteil ist aufgrund der Smart-Funktionen ebenfalls mit dabei.
Schwimmtraining
Das Training an sich ist exzellent und die Brille dabei für mich ein echter Gamechanger. Das Denken und Zählen wird einem komplett abgenommen und alle relevanten Infos zum richtigen Zeitpunkt immer automatisch im Blickfeld eingeblendet.
Die Erkennung von Schwimmlagen und Pausen funktioniert hervorragend und der vorher synchronisierte Trainingsplan wird automatisch abgearbeitet. Im Prinzip ist die Brille wie ein Trainer, der einen durch das Schwimmtraining führt. Wenn man beispielsweise längere Pausen braucht als geplant, respektiert die Brille das und kürzere Pausen umgekehrt auch. Sobald zusätzliches Equipment gebraucht wird (z.B. Schwimmbrett oder Flossen), zeigt einem die Brille das auch an. Da haben sich die Entwickler definitiv Gedanken gemacht.
Da das Display transparent ist, hat es mich eigentlich auch zu keinem Zeitpunkt gestört. Man muss sich zu Beginn natürlich erstmal ein bisschen daran gewöhnen und kann auch einstellen, auf welcher Seite man es haben möchte. Im Hallenbad hatte ich auch keinerlei Probleme mit der Lesbarkeit (Helligkeit). Man muss mal schauen, wie das jetzt im Sommer draußen bei Sonnenschein aussieht. Ich habe versucht, ein Foto vom Display zu machen, aber das ist gar nicht so einfach – in Wirklichkeit ist es größer.
Dank der nur zwei vorhanden Buttons an der Uhr fuchst man sich auch sehr schnell in die Bedienung im Wasser ein. Im Prinzip ist eine Taste nur zum Bestätigen da und mit der anderen navigiert man durch die Benutzeroberfläche.
Kompagnon-App
Ein entsprechendes kostenpflichtiges Abo vorausgesetzt (16 Euro/Monat), hat man eine große Auswahl an vorgefertigten Trainings und kann diese mittels der App auf die Brille bringen. Dabei werden immer verschiedene Themen behandelt und es gibt pro Training auch verschiedene Varianten (Längen). Ich finde die Trainings wirklich ausgewogen und auch die Pausen sind sehr fair gewählt.
Ein kleiner Kritikpunkt: Bei vielen dieser Trainings ist zusätzliches (optionales) Equipment vorgesehen. Ich hatte das glücklicherweise da – aber ohne das entsprechende Equipment ergeben diese Trainings nur bedingt Sinn. In der App steht, dass man dann eben ohne schwimmen soll, aber naja…
Wer das aber alles nicht möchte, kann sich mit der App natürlich auch eigene Trainingspläne erstellen und auf die Brille laden.
Über die App lassen sich auch Firmware-Updates für die Brille installieren und die gemachten Trainings im Nachhinein ausführlich auswerten. Ich habe die Brille übrigens in Kombination mit einem iPhone und ohne zusätzlichen Pulsmesser getestet – aber für Android gibt es die App natürlich auch.
Insgesamt ist die App gut aufgebaut, verständlich, funktioniert und macht dabei auch optisch was her. Nicht so gut finde ich, dass zwingend ein Account benötigt wird.
Akku
Ein sehr positiver Aspekt ist die gute Akkulaufzeit. Dadurch kann man die Brille mehrere Wochen ohne Aufladen fürs Training nutzen und wenn man nicht mehr als 2 Mal pro Woche ins Schwimmbad geht, kommt man wahrscheinlich sogar auf über einen Monat. Wenn der Akku zur Neige geht, bekommt man auch vorher rechtzeitig einen Hinweis im Display angezeigt.
Geladen wird die Brille übrigens über einen proprietären Magnet-Anschluss. Leider befindet sich am anderen Ende des relativ kurzen Kabels noch ein USB-A-Anschluss.
Bauform
Die Schwimmbrille hat durch seine ziemlich wuchtige Bauform einen echt ziemlich hohen Wasserwiderstand, wodurch auch Wasser eindringen kann. Das ist ein großes Problem in Momenten, in denen hohe Kräfte wirken – also etwa bei Wenden oder beim Startsprung. Umgehen lässt sich das Eindringen von Wasser nur, indem man den Kopf in entsprechenden Situationen so dreht, dass das Wasser weniger direkte Angriffsfläche hat (Brille enger schnallen hilft nicht). Das führt auf Dauer aber möglicherweise dazu, dass man sich an diese nicht ideale Kopfhaltung gewöhnt und sich diese aneignet.
Ein weiteres Problem der Brille ist, dass das periphere Sehen schon deutlich eingeschränkt wird. Das liegt allerdings nicht unbedingt an dem Elektronikbauteil auf der einen Seite – vielmehr sind auch hier die unglücklich geformten Gläser schuld.
Ich habe beim Hersteller angefragt, ob man an einer neuen Version der Brille mit einer besseren Form arbeitet und habe dazu leider nur eine nichtssagende Antwort erhalten.
Aber gut zu wissen: Jedenfalls wurde ich bisher noch von keinen Badegästen komisch angeguckt und auch niemand hat das Teil bisher fälschlicherweise für eine Kamera gehalten. Deswegen braucht man sich diesbezüglich keine Sorgen zu machen.
Sprache
Das Interface der Brille zudem ausschließlich auf Englisch verfügbar, was für manche Nutzer eine Hürde darstellen könnte. Auch die Begleit-Apps für Handy und Smartwatch sind nur auf Englisch verfügbar. Da man Schwimmstile und Übungen aber im Prinzip mit beiden Händen abzählen kann, war das für mich kein Problem. Englische Begriffe, die man nicht drauf hat, kann man sich dadurch relativ einfach merken.
Preis
Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Preis von 280 Euro. Für eine Schwimmbrille ist das definitiv eine stolze Investition. Zusätzlich stellt der volle Funktionsumfang der Brille, einschließlich der Erstellung eigener Trainingspläne, nur gegen ein zusätzliches Abonnement in Höhe von 16 Euro pro Monat zur Verfügung. Das kann die Gesamtkosten noch weiter erhöhen.
Bei Amazon ist die Schwimmbrille aktuell für 237 Euro (statt 279 Euro) inklusive einer einjährigen Mitgliedschaft für die Abo-Funktionen zu haben.
Empfehlung?
Kann ich die FORM Smart Swim Goggles nach ungefähr 25 Kilometern Nutzung denn nun empfehlen? Definitiv, allerdings nur wenn Geld entweder keine Rolle spielt oder man Schwimmen wirklich ernsthaft als Hobby betreibt und nicht in einer Gruppe mit Trainer schwimmt. Es ist ein enormer Komfortgewinn und Motivator, aber schwimmen muss man am Ende des Tages immer noch selbst und den Trainingserfolg erarbeitet man sich logischerweise auch selbst und nicht das Equipment für einen. Eine Schwimmbrille für 15 Euro dürfte in den meisten Fällen die bessere Wahl sein.
Weitere Details zur Schwimmbrille finden sich auch auf der Webseite des Herstellers.
„Eine Schwimmbrille für 15 Euro dürfte in den meisten Fällen die bessere Wahl sein.”
Da vollkommen recht. Das Teil ist ein Produkt was kein Mensch braucht 😜
Das Ding ist so sinnfrei wie ein Smartphone für 1800€ 😂😂
gepostet mit der Deskmodder.de-App für Android
„Eine Schwimmbrille für 15 Euro dürfte in den meisten Fällen die bessere Wahl sein.”
Da hast du vollkommen recht. Das Teil ist ein Produkt was kein Mensch braucht 😜
Eine smarte Schwimmbrille? Wer braucht denn so was?
Ich gehe regelmäßig ins Fitness Studio und wundere mich schon immer über die Typen, die die Hälfte der Zeit ins Smartphone glotzen – ich habe meinen Trainingsplan im Kopf. Das Smartphone bleibt im Spint (oder gleich zuhause), aber eine smarte Schwimmbrille schlägt alles
PS: bezüglich Wasserdichtheit: Ich hatte eine Garmin vivoactiv HR (als Geschenk bekommen) und nutzte sie auch beim Schwimmen (wird ja auch damit geworben). Sie war nach einer Saison undicht und fristet nun ein Dasein in der Schublade (landet demnächst im Wertstoffhof-Container bei der Kleinelektronik).
Diesem Teil hier gebe ich auch keine lange Lebenszeit.
Für technikaffine Zeitgenossen, die gerne ihr Schwimmen tracken und genügend Geld zur Verfügung haben, bestimmt eine Motivationshilfe. Genauso wie es die Apple Watch mit dem Tracken des Fitness-Trainings, Laufen, Spazierengehen usw. macht. Zu sehen, wie gut die Erfolge waren, ist ein überaus starker Motivator und sorgt für eine stärkere Motivation, finde ich.
Die pauschalen Negativaussagen zu solchen Technik-Gadgets meiner Vorredner kann ich dagegen nicht teilen. Wieder einmal ein Paradebeispiel für die begrenzte Sichtweise einiger Foristen, hier. Meine Meinung.
Wer gutes Training braucht für seinen eigenen Body warum nicht, aber nur, wer auch das nötige Kleingeld und die Zeit für Schwimmtraining hat. Ansonsten reicht die normale aus, ich hab nie eine gebraucht, aber wer empfindliche Augen hat ok. Was toll wäre, eine Kamerafunktion, wenn ich im Meer schwimme um die tolle Tierfielfalt zu filmen. Das dürfte im Pool oder Schwimmbad schwierig sein. Aber da sind Action Cams mit Unterwassergehäuse und Befestigung am Tauchanzug oder Stativ besser.
Kann man denn bei diesem Teil nach dem Training über die App Einfluss auf die Daten nehmen?
Z. B. wenn sich die Brille „verzählt“ hat.
Bei meiner garmin Uhr kann ich das.