Warum ich mich von Windows Server nun endgültig verabschiede

Auch wenn ich seit Jahren Windows Server einsetze, ist es aufgrund der neuesten Entwicklungen an der Zeit für einen Wechsel. Auslöser ist das Update KB5031364, welches ungefragt auf allen meinen Windows Servern das „Azure Arc Setup“ hinzugefügt hat. Damit geht Microsoft nicht nur im Client-, sondern auch im Serverbereich konsequent den Weg, Anwender ungefragt mit Bloatware zu „beglücken“. Auch auf dem Desktop, wo ich bewusst Windows 10 LTSC einsetze, versucht mir Microsoft immer wieder Neuerungen wie die Bing-Suche aufzudrängen, obwohl die Websuche per GPO deaktiviert ist.

Keine Kosten mehr für Lizenzen

Der Grund, warum ich damals mit Windows Server „angefangen“ habe, lag eindeutig in meiner damaligen Tätigkeit als Fachinformatiker für Systemintegration. Dort kam ich sehr schnell mit Windows Server 2008 in Berührung und „genoss“ die Vorteile der GUI. Das hat sich aus Bequemlichkeit bis heute gehalten – bis Microsoft mit seiner Firmenpolitik irgendwo falsch abgebogen ist und Kunden trotz LTSC-Editionen mit neuen Features und Funktionen belästigt, obwohl diese nicht gewollt sind. Da ich inzwischen aber auch immer mehr Dienste selbst hoste und dies hauptsächlich auf Linux tue, ist natürlich auch hier das entsprechende Wissen über die Jahre gewachsen. Zudem habe ich mit Ubuntu bzw. Debian den Vorteil, dass ich keine Lizenzkosten mehr für das Betriebssystem habe. Das neue Lizenzmodell von Windows Server verkomplizierte sowieso vieles unnötig. So wird zum Beispiel jede physikalische CPU mit mindestens 8 Kernen gezählt – auch wenn es weniger sind. Gleiches gilt pro physikalischem Server, wobei in diesem Fall mit 16 Cores gerechnet wird. Aus diesen Zahlen und weiteren Komponenten errechnet sich, welche Lizenz man konkret benötigt. Da ich, wahrscheinlich zu Recht, davon ausgehe, dass Microsoft die Azure Cloud in Zukunft noch weiter pushen will, wird es hier wohl nicht wesentlich durchschaubarer werden.

Verzicht kann auch sparsam sein

Was die Benutzer wahrscheinlich am meisten abschreckt, ist das Fehlen einer grafischen Benutzeroberfläche auf den Linux-Servern. Aber genau hier liegt ein fast unschlagbarer Vorteil. Denn der Verzicht auf eine grafische Oberfläche spart Ressourcen. Abgesehen davon stellt mein Windows-Server neben Druck- und Fileserver auch noch einen Hyper-V zur Verfügung. Alles in allem nichts wirklich Spektakuläres, was Samba, CUPS und QEMU nicht auch erledigen könnten. Selbst die Anbindung an mein eigenes VPN ist kein Problem. Sogar ein Active Directory, wenn ich es denn bräuchte, ließe sich realisieren. Warum also noch auf Windows Server setzen und immer wieder Geld investieren?

Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt

Mag mein Artikel bisher wie eine Lobeshymne auf Linux und eine Hasstirade gegen Windows Server gewirkt haben, muss ich dies an dieser Stelle natürlich revidieren. Bekanntlich ist nicht alles Gold, was glänzt, dies gilt auch für Linux oder generell Open Source-Software. Oft gehört bei Linux deutlich mehr Know-how dazu, als es bei einem Windows-System notwendig ist. Während eine Ordner-Freigabe per SMB-Protokoll unter Windows (Server) nur ein paar Mausklicks benötigt, muss man unter Linux erst wieder an die Shell und einen Editor bemühen, sowie die entsprechenden Pfade kennen. Grundsätzlich alles kein Hexenwerk, besonders dank diversen Wikis, jedoch aufwendiger als bei Windows. Sparsamkeit mag manchmal unbequemer sein, führt aber irgendwie doch zum Ziel.

Die Cloud ist das Ziel – doch ist es erstrebenswert?

Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man sich den aktuellen Weg von Microsoft anschaut. Immer mehr Azure, immer mehr Abomodelle – und ich verteufele diese bekennenden Adobe Creative Cloud-Nutzer nicht pauschal – immer mehr in fremde Hände geben. Das scheint derzeit die Prämisse zu sein, wohin Microsoft seine Anwender treiben will, auch wenn der normale Anwender das nicht will. Dabei geht es oft nicht einmal darum, dass sich die Nutzer durch die Fehlentwicklung des Internets gestört fühlen, sondern dass sie – aus welchen Gründen auch immer – die Hoheit über ihre eigenen Daten behalten wollen. Oft wird dies auf Dauer und je nach Datenmenge auch sehr schnell zu einer Kostenfrage, die auf Dauer bezahlt werden will. Wenn ich allein an mein Foto- und Videoarchiv denke, komme ich sehr schnell auf Datenmengen jenseits der 100 TB. Allein das Hochladen dieser Daten in die Cloud dauert trotz FTTH eine gefühlte Ewigkeit, zudem müssen die Daten zur Bearbeitung wieder zurück auf meinen Schnittrechner. Völliger Unsinn also – und garantiert alles andere als umweltfreundlich. Aber auch Nutzer mit viel weniger Datenvolumen werden so behandelt. Nicht jeder Nutzer wird sich freiwillig einen Cloud-PC abonnieren, welcher schlussendlich auch nur eine VM in Azure ist.

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82 Kommentare zu “Warum ich mich von Windows Server nun endgültig verabschiede

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