immich: Die Foto-Cloud zum Selbsthosten

Amazon Fotos, Google Fotos oder iCloud – die bekannten kommerziellen Foto-Cloud-Dienste sind aus dem Alltag vieler Nutzer nicht mehr wegzudenken. In diese stark besetzte Marktlücke drängt nun die Open-Source-Software immich und bietet insbesondere IT-affinen Nutzern eine interessante Alternative zu den etablierten Anbietern.

Grafik: Immich / Github

Was ist immich?

immich ist eine Open-Source-Software zur Verwaltung, Sicherung und Organisation von Fotos und Videos, die speziell für die Selbst-Hosting-Nutzung entwickelt wurde. Sie bietet zahlreiche Funktionen, die man sonst häufig nur von kommerziellen Diensten kennt. Dazu zählen unter anderem Gesichtserkennung, eine Timeline-Funktion und die Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung durch mehrere Nutzer, wie etwa Familien. Optisch orientiert sich immich stark an Google Fotos und bietet somit eine vertraute Benutzeroberfläche. Einen direkten Einblick bietet eine Demo-Instanz, welche Entwickler Alex bereitstellt.

Screenshot: Deskmodder

Neben der Webanwendung bietet die Software auch mobile Apps für Android und iOS an. Die iOS-App kann zudem auf Macs mit Apple Silicon installiert und genutzt werden. Technisch verfügt die Anwendung über eine API, die es beispielsweise ermöglicht, die eigene Mediathek mithilfe eines Go-Scripts mit neuen Inhalten zu befüllen. Besonders praktisch: Über den externen Batch-Uploader können auch größere Mengen an Fotos, einschließlich bestehender Ordnerstrukturen, effizient gespeichert und verwaltet werden.

Mit immich-go lassen sich auch größere Dateimengen in den Dienst schieben. Screenshot: Deskmodder

Die mobilen Apps machen immich zum Gamechanger

Neben der Webanwendung machen besonders die mobilen – und dabei völlig kostenfreien Apps – immich (für mich persönlich) zu einem Gamechanger. Neben der Möglichkeit neue Fotos und Videos im Vorder- als auch Hintergrund sichern zu lassen, bietet die App auch die Möglichkeit als Galerie genutzt zu werden. Je nachdem wie fleißig man beim Upload war, lassen sich einzelne Alben durchblättern oder über die Suche Orte, Gesichter – oder sofern aktiviert, Inhalte anhand ihres Standortes aufrufen.

In seiner Roadmap kündigt der Entwickler zudem weitere Funktionen, darunter eine grundlegende Fotobearbeitung, an. Durch regelmäßige Updates zeigt zudem, dass das Projekt aktiv am Leben gehalten und weiterentwickelt wird.

Docker – dein Freund und Helfer

Zur Installation von immich wird neben einem Server mit Docker-Umgebung auch ausreichend Speicherplatz benötigt. In meinem Fall nutzte ich hierfür eine Storagebox von Hetzner, die ins System eingebunden ist. Per Docker-Compose wird diese dann an den Container weitergereicht. Es ist jedoch ratsam, bereits im Vorfeld eine grobe Einschätzung des zu erwartenden Speicherbedarfs vorzunehmen. Der Entwickler stellt in seiner Installationsanleitung eine passende Docker-Compose zur Verfügung, die je nach Anforderungen individuell angepasst werden sollte – insbesondere, wenn ein Reverse-Proxy wie Traefik verwendet wird. Neben der Variante als Docker-Compose bietet der Entwickler auch Unterstützung für eine Proteine-gestützte Variante sowie Kubernetes (k8s), TrueNAS und unraid an.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

immich ist grundsätzlich eine spannende Alternative für Nutzer, die ihre Fotos und Videos selbst verwalten möchten. Ein großer Vorteil ist, dass man die volle Kontrolle über die eigenen Daten behält. Im Gegensatz zu kommerziellen Cloud-Diensten landen die Fotos nicht auf fremden Servern, was für viele ein klarer Pluspunkt für den Datenschutz ist. Auch langfristig könnte man Kosten sparen, denn Abonnementgebühren entfallen komplett. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass man hat, die nötige Infrastruktur besitzt oder sich diese aufbaut. In meinem Fall verwende ich als Solo-Nutzer von immich eine CAX11-Instanz in der Hetzner-Cloud mit 2 vCPU-Cores (Ampere Altra ARM64) mit 4 GB RAM sowie 40 GB NVMe-SSD und Linux als Unterbau für meine Docker-Instanz.

In htop zeigt sich der Server trotz der verhältnismäßig geringen Hardware entspannt. Screenshot: Deskmodder

Allerdings gibt es auch Nachteile, die man nicht übersehen sollte. immich ist nicht gerade etwas für Technik-Laien. Die Einrichtung und regelmäßige Wartung des Servers erfordert ein gewisses Maß an technischem Wissen. Diese Verantwortung liegt ganz bei einem selbst, was besonders den durchschnittlichen Nutzer abschreckt. Außerdem müssen die Kosten für Hardware oder Server-Hosting eingeplant werden einplanen. Diese fallen je nach Umfang der eigenen Fotosammlung durchaus ins Gewicht. Ein weiterer Punkt ist die Sicherheit: Anders als bei kommerziellen Diensten müssen sich die Betreiber selbst um Updates und Sicherheitslücken kümmern. Schließlich kann die Performance auch ein Thema sein, vor allem bei großen Datenmengen oder wenn man von unterwegs auf seine Fotos zugreifen will – hier hängt vieles von der eigenen Server- und Internetleistung ab.

Eine starke Alternative für IT-Affine Nutzer

Grundsätzlich überzeugt mich die Anwendung bereits seit Monaten und kann für IT-affine Nutzer ist eine überzeugende Alternative zu kommerziellen Cloud-Diensten darstellen. Besonders Nutzer, welche Wert auf Datenschutz und Datenhoheit legen – dabei aber nicht auf die diversen Komfort-Funktionen kommerzieller Dienste verzichten wollen, sind bei immich durchaus an der richtigen Adresse. Durch regelmäßige Updates kommen zudem immer wieder Funktionen hinzu, wobei sich diese dank eines watchtower-Containers auch automatisieren lassen. Ein generelles Selfhosting-Problem löst jedoch auch immich nicht: Das Thema Backups.  Besonders bei Fotos empfiehlt sich eine entsprechende Backup-Strategie.

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8 Kommentare zu “immich: Die Foto-Cloud zum Selbsthosten

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