Während viele Technologieunternehmen wie Amazon und Dell ihre Mitarbeiter wieder verstärkt ins Büro zurückholen, bleibt Spotify bei seiner flexiblen Arbeitsplatzpolitik. Das Unternehmen vertraut auf die Selbstbestimmung seiner Angestellten und verfolgt weiterhin die „Work from Anywhere“-Strategie, die 2021 eingeführt wurde. Dieser Ansatz stärkt laut Spotify nicht nur das Vertrauen der Mitarbeiter, sondern fördert auch die langfristige Mitarbeiterbindung.
Vertrauen statt Zwang: Ein bewusster Kontrast zur Konkurrenz
Im Gegensatz zu vielen anderen großen Technologieunternehmen setzt Spotify auf Autonomie. Das schwedische Unternehmen erlaubt es seinen Mitarbeitern, selbst zu entscheiden, ob und wie oft sie ins Büro kommen. Diese „Work from Anywhere“-Politik wurde im Februar 2021, zu Beginn der COVID-19-Pandemie, eingeführt und bleibt auch in einer Phase bestehen, in der viele andere Unternehmen ihre Büropräsenz verstärken.
Katarina Berg, Chief Human Resources Officer bei Spotify, hebt die Wichtigkeit dieses flexiblen Ansatzes hervor. „Man kann nicht viel Zeit damit verbringen, Erwachsene einzustellen und sie dann wie Kinder behandeln.“ Für Berg ist es nur logisch, dass ein digital ausgerichtetes Unternehmen wie Spotify seinen Mitarbeitern Flexibilität und Freiheit zugesteht. „Wir sind ein Unternehmen, das von Geburt an digital ist, warum sollten wir unseren Mitarbeitern also nicht Flexibilität und Freiheit geben?“.
Herausforderungen und Lösungen der Remote-Arbeit
Spotify stellt fest, dass die Produktivität durch die verteilte Arbeitsweise nicht beeinträchtigt wurde. Doch Berg gibt zu, dass die Zusammenarbeit in einer virtuellen Umgebung durchaus Herausforderungen mit sich bringt. Um diesen Aspekt genauer zu untersuchen, arbeitet Spotify mit der Stockholm School of Economics zusammen. Gemeinsam wollen sie herausfinden, wie sich Remote-Arbeit auf Innovation und Teamarbeit auswirkt.
„Es ist schwieriger, und wir alle kämpfen damit, in einer virtuellen Umgebung zusammenzuarbeiten“, gibt Berg zu. Trotzdem plant Spotify nicht, dem Trend zu folgen und Mitarbeiter ins Büro zu zwingen, nur weil andere Unternehmen dies tun.
Büros bleiben freiwillige Treffpunkte
Trotz der Flexibilität in der Arbeitsweise behält Spotify seine Büros bei, allerdings mit einer veränderten Funktion. Sie dienen als freiwillige Treffpunkte für die Mitarbeiter, die den persönlichen Austausch suchen. Regelmäßige Events wie die „Listening Lounge“-Sessions, bei denen bekannte Künstler in den Spotify-Büros auftreten, sollen die Büros für den persönlichen Austausch attraktiver machen.
Eine besondere Rolle spielt die jährliche „Core Week“, in der Teams ermutigt werden, sich für eine Woche persönlich zu treffen und gemeinsam an Strategien zu arbeiten. Laut Berg ist dies ein guter Kompromiss, um den Teamgeist zu stärken und gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens gering zu halten. „Wir können den Menschen neue Energie geben und trotzdem das Klima nur wenig belasten. Das hat bisher wirklich gut funktioniert“, erklärt sie.
Erfolgreiche Mitarbeiterbindung durch Flexibilität
Der flexible Ansatz hat sich für Spotify ausgezahlt: Seit der Einführung von „Work from Anywhere“ ist die Fluktuationsrate um 15 Prozent gesunken. Besonders in der Führungsebene ist die Verweildauer mit durchschnittlich sieben Jahren außergewöhnlich hoch. Berg betont, dass immer mehr Führungskräfte in anderen Unternehmen erkennen, wie wichtig motivierte und zufriedene Mitarbeiter für den langfristigen Erfolg sind.
Kommentar: Flexibilität als Schlüssel für moderne Arbeitswelten
Als absoluter Verfächter von Remote-Arbeit befürworte ich den Weg, den Spotify mit seiner flexiblen Arbeitsplatzpolitik eingeschlagen hat, vollkommen. Als jemand, der selbst vollständig im Remote arbeitet – allein schon wegen der Distanz zum Büro, die einen Umzug ausschließt – kann ich die Vorteile dieser Freiheit nur bestätigen. So habe ich nicht nur deutlich mehr Ruhe, sondern spare täglich unnötige Fahrzeiten und gewinne damit wertvolle Lebenszeit. Zudem ist die Arbeit entspannter und gleichzeitig produktiver. Flexibilität ist nicht nur eine Frage des Arbeitsorts, sondern des Vertrauens und der Eigenverantwortung – ein Konzept, welches Arbeitnehmer spätestens seit der Pandemie als immer stärkeres Druckmittel für sich nutzen können.
Diese Art der Flexibilität reizt vermutlich sehr viele und hat auch durchaus gute Seiten. Allerdings bezweifle ich, dass es überall so klappen würde. Schon alleine das Prinzip „Arbeit und Privat auseinander halten“ könnte problematisch sein. Vielleicht geht es die erst Zeit gut. Aber irgendwann gibt es eine gewisse Grenze, an der es dann scheitern könnte und die Produktivität sinkt. Klar wird es Regeln geben, die die Flexibilität unterstützen. Es wird immer ein „Aber“ geben.
Wenn ich im Homeoffice schaffe, bin ich gefühlt genauso produktiv wie im Büro. Aber ich arbeite im Homeoffice meist länger als im Büro.
Ein weiterer Punkt ist, dass wenn alle im Büro sind, es die Kommunikation erheblich vereinfacht und den Zusammenhalt als Team stärkt. Ich sehe das bei den Kollegen an unseren anderen Standorten. Aufgrund der geografischen Distanz sieht man sich nur sehr selten im RL. Das wirkt sich auch auf die Zusammenarbeit nicht zwingend negativ, aber auch nicht positiv aus.
Also Global CIO müsste ich eigentlich permanent um die Welt jetten, um den Kontakt zu den Kollegen auch persönlich halten zu können, damit ich sie gezielt unterstützen und fördern kann. In der Praxis ist das gar nicht umsetzbar.