NiPoGi AM06 PRO Mini-PC im Test

Anfang des Jahres habe ich mir von NiPoGi das Modell AM16 angesehen. Zehn Nummern runter, „PRO“ drangeklatscht und ein paar Änderungen verpasst, landen wir beim AM06 PRO. Mit einem Ryzen 7 verspricht dieser in der Theorie ordentlich Rechenleistung im Mini-Format. Ob der dies auch wirklich kann, habe ich mir einige Wochen genauer angesehen.

Der NiPoGi AM06 PRO Mini-PC mit Originalverpackung

Quadratisch, praktisch, aber mit Macken

Die kompakte Schachtel, bei der man bei grober Betrachtung jeden x-beliebigen miniaturisierten Computer der Marke NiPoGi beherbergen könnte, bringt ein wenig Zubehör neben dem AM06 PRO mit: ein kompaktes 65-Watt-Netzteil mit USB-C-Anschluss, VESA-Befestigungsmaterialien, ein ca. 80 Zentimeter langes HDMI-Kabel, SATA-Verbindungskabel und eine neunsprachige Kurzanleitung.

Wie auch bei der Verpackung ist die Kurzanleitung sehr beliebig gestaltet und nicht auf das Modell abgestimmt. Im Gegensatz zum von mir damals getesteten AM16 hat das Exemplar dieses Mal wirklich einen Displayport-Anschluss, weshalb die Erwähnung von diesem endlich einen Sinn ergibt. Es wird erklärt, wie der Mini-PC betrieben wird und wie das Betriebssystem eingerichtet wird. Mehr nicht.

Das 13,1 x 5,1 x 12,9 Zentimeter große Gehäuse ist mit 484 Gramm angenehm leicht, ebenso das mitgelieferte Netzteil mit seinen 220 Gramm. Die Stromversorgung erfolgt über USB-C, was den Einsatz beliebiger USB-Netzteile erlaubt, die stark genug sind. Für Aufmerksamkeit sorgen zwei Ethernet-Anschlüsse, wovon einer sogar 2,5 Gigabit pro Sekunde leistet und dieser von Intel kommt. Mit HDMI 2.0 und Displayport gibt es eine Möglichkeit, mehrere Monitore anzuschließen. Und die beiden USB-2.0-Anschlüsse auf der Rückseite schreien förmlich danach, nur Peripherie daran anzuschließen.

Vorne warten neben einem 3,5 Millimeter großen Headset-Anschluss zwei flotte USB-3.2-Anschlüsse und ein weiterer USB-C-Anschluss, der ebenfalls den Betrieb eines Monitors erlaubt. Interessanterweise befindet sich ganz rechts ein Mikrofon, dessen Qualität durch die permanent hörenden Lüftergeräusche getrübt wird.

Die Verzierungen mit schräg angesetzten Quadraten mag optisch zu gefallen. Einen gemäßigten Eindruck hinterlässt hingegen die Tatsache, dass das Gehäuse komplett aus Plastik besteht. Sollte bei dieser Preisklasse wenig verwunderlich sein. Die heiße Luft wird im oberen Bereich der Rückseite hinausgepustet. In der vorderen linken Ecke befindet sich der ausreichend große Einschaltknopf, der an den Rändern rot leuchtet. Seine leichte Erreichbarkeit ist Fluch und Segen zugleich. Insbesondere beim Anschließen von Kabeln möchte man diesen gerne woanders haben.

Ecken und Kanten

Die Einrichtung des auf der SSD befindlichen Windows 11 in der Version 23H2 verläuft etwas anders als man es gewohnt sein könnte. Nach der Sprachauswahl gibt es einen Neustart. Im Anschluss werden die Lizenzvereinbarungen gezeigt, Name und Passwort vergeben und Sicherheitsfragen eingestellt. Kein Zwang zum Microsoft-Account, keine Auswahl von Übertragungsoptionen; es geht verdächtig flott zum frischen Windows 11. Beim AM16 war noch Google Chrome mit einer dubiosen voreingestellten Suche installiert, bei diesem Modell ist das Windows erstaunlich nackt. Lediglich die Spracheinstellungen haben zumindest bei den Apps versagt; Deutsch als Sprache eingestellt, doch die vorinstallierten Anwendungen bleiben auf Englisch.

Herzstück des AM06 PRO ist der AMD Ryzen 7 5800U mit einem Basistakt von 1,8 Gigahertz. Seine acht Kerne und 16 Threads können auf bis zu 4,3 Gigahertz hochgehen. Sowohl der Buchstabe U in der Modellnummer als auch die TDP von 15 Watt deuten auf eine mobile CPU hin. Für Grafikpower sorgt die Radeon Vega, die bei Informationsprogrammen als „AMD Cezanne“ bezeichnet wird. Notebookcheck spricht von einer AMD Radeon RX Vega 8. Standardmäßig hat sie 512 Megabyte Grafikspeicher.

Verbaut sind zwei RAM-Riegel der Marke Kimtigo. Im Dual-Channel stehen somit 16 Gigabyte an DDR4-3200-Arbeitsspeicher zur Verfügung. Auch die M.2-SSD hat mit CYX eine unbekannte Marke und bietet mit 512 Gigabyte ausreichend Speicherplatz für die Office-Sachen. Aufrüsten kann man natürlich immer. NiPoGi bietet zwar nicht viel mehr Speicherplatz an, dafür aber für einen Aufpreis 32 Gigabyte Arbeitsspeicher. Jede NVMe- oder SATA-M.2-SSD kann installiert werden, mithilfe des SATA-Kabels auch 2,5″-Datenspeicher.

Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2 sind die beiden drahtlosen Kommunikationswege, die dem Nutzer zur Verfügung stehen.

Interessanterweise identifiziert sich der Mini-PC als „HC Technology HCAR5000-MI“. Unter diesem Begriff finden sich im Internet Benchmarks mit ähnlichen Spezifikationen wie unser Exemplar.

Der Windows-11-Desktop beim Erstbetrieb

Die Benchmarks

Für Alltagsaufgaben ist unser Exemplar des AM06 PRO mehr als ausreichend dimensioniert. Der Ryzen 7 arbeitet flott genug, um Office-Aufgaben zu erledigen oder im Internet zu surfen. 4K60-Videos auf Youtube werden mit wenig bis gar keinen Framedrops abgespielt, was der Mini-PC nicht einmal mit hohen Lüfterlautstärken quittiert. Lediglich Videobearbeitungen mit 4K60-Material sollte man nicht unbedingt darauf tätigen. Das wird dann mehr zur Geduldsprobe.

Mit zwei Cinebench-Versionen, dem PassMark-CPU-Score und dem 3DMark-Ergebnis vergleiche ich die CPU unseres AM06 PRO mit dem unseres damals getesteten AM16:

  NiPoGi AM06 PRO (AMD Ryzen 7 5800U) NiPoGi AM16 (AMD Ryzen 5 Pro 5675U)
Cinebench 2024 Multi: 498
Single: 86
Multi: 454
Single: 83
Cinebench R23 Multi: 8288
Single: 1434
Multi: 7632
Single: 1405
PassMark (CPU) 18219 16556
3DMark (Time Spy) gesamt: 1440
GPU: 1271
CPU: 5948
gesamt: 1308
GPU: 1154
CPU: 5457

Einen riesigen Leistungssprung gibt es im Vergleich zum Ryzen 5 nicht, aber bei derselben TDP kann man sich dieses Upgrade durchaus gönnen.

Schocken werden die Zahlen, die die Software CrystalDiskMark bei der „CYX-SSD-S1000“ ausspuckt. Solche Zahlen sieht man normalerweise bei M.2-SSDs mit SATA-Anbindung. Ironischerweise verbaut NiPoGi in der schwächeren Variante mit AMD Ryzen 5 5500U eine NVMe-SSD. Auf der Amazon-Seite wird beim Ryzen 7 5800U mit keinem Wort „NVMe“ erwähnt. Auf Nachfrage erklärte der Anbieter dies mit Kundenfeedback. Man wollte ein „erschwinglicheres Produkt“.

Nichtsdestotrotz wird sich das im Alltag kaum bemerkbar machen, denn Anwendungen starten flott und selbst der Systemstart fühlt sich jetzt nicht krass lahm an. Man ist bei dieser Konfiguration weit weg von Bürorechnern, die vor über 15 Jahren noch üblich waren.

Die Lese- und Schreibraten der CYX-SSD

Kein Zockerknabe

Immer komplexer programmierte Websites sind schon eine Mammutaufgabe für so manch niedrigpreisigen Computer. So was schafft der Mini-PC mit links. Ob das auch für Spiele gilt? Gerade die integrierten Grafiklösungen der AMD-Prozessoren gelten als verhältnismäßig stark.

Sieben Spiele habe ich dem AM06 PRO ohne jegliche Modifizierungen an den Grafiktreibern oder den Einstellungen im UEFI angetan. Getestet wird die native Auflösung meines eingesetzten Bildschirms (AOC Agon AG241QX, 2560 x 1440 Pixel), Full HD (1920 x 1080 Pixel) und Full HD in niedriger Grafikeinstellung. Für den Rest wird die hohe Grafikeinstellung verwendet.

  fps (1440p, hoch) fps (1080p, hoch) fps (1080p, niedrig)
Crysis 19-35 40-60 80-135
Grand Theft Auto V (DirectX 11) 21-30 34-42 48-60
Dorfromantik 34-48 55-70 72
Cyberpunk 2077 9-11 11-13 18-21
Euro Truck Simulator 2 15-20 21-28 63-111
Minecraft (Java) 76-170 92-209 92-213
Doom (2016, OpenGL 4.5) 21-29 33-39 42-50

Nicht nur Alltagsaufgaben, auch Indie-Games und ältere große Titel fühlen sich auf diesem Mini-PC wohl. Bei Spielen, die kräftig Leistung benötigen, genügt es teilweise schon, die Einstellungen runterzusetzen. Selbst wenn man dabei auf hübsche Optik verzichten muss. Wie man am Beispiel von „Cyberpunk 2077“ sehen kann, hilft das bei einigen jüngeren Triple-A-Titeln wenig.

Wer all die aufgelisteten Spiele auf der 512 Gigabyte großen SSD installiert, hat danach nur etwas über einhundert Gigabyte frei.

Bei vielen dieser Titel wird sowohl Maus als auch Tastatur eingesetzt. Ein Bug in Windows 11 verursachte das Problem, dass das Betätigen von Tasten die Maustasten lahmlegte. Der PC registrierte beim Test keinerlei Mausklicks, sobald gleichzeitig eine Taste betätigt wurde. Abhilfe schaffte das Anschließen eines Peripheriegeräts an einen der vorderen USB-3.2-Anschlüsse statt an die dafür vorgesehenen USB-2.0-Anschlüsse auf der Rückseite. Sehr ärgerlich. Der Anbieter schickte uns eine Problemlösung, die besagte, dass das Windows-Update „KB5043145“ daran Schuld sei.

Auf eigene Faust mit Risiko

Grundsätzlich kann es nie schaden, bei Komplettrechnern das Betriebssystem frisch aufzusetzen. Insbesondere bei Mini-PCs aus Fernost ist das ein Vorgang, den man bedenken sollte nach dem Bekanntwerden des Fundes bösartiger Malware. Der Fund wurde bei PCs der Marke Acemagic bemerkt, was die Tatsache umso seltsamer macht, wenn es unter dem Modellnamen AM06 PRO auch einen Acemagic gibt.

Sollte man darüber nachdenken, das aktuelle Windows 11 (Version 24H2) auf dem PC neuzuinstallieren, sollte man sich auf ein sehr instabiles System mit zahlreichen Bluescreens gefasst machen. Weniger Probleme macht da die Version des vorinstallierten Windows-Systems: 23H2. Hier mussten lediglich ein paar Treiber nachgereicht werden, insbesondere die vom 2,5-Gigabit-LAN-Anschlusses, die Audiotreiber, das WiFi und ein „Sensor Fusion Hub“. Die Treiber für Grafik und Bluetooth mussten obendrein ausgetauscht werden. Eine Sicherung der Treiber ist nicht notwendig, die Treiber für das AM06 PRO von Acemagic genügen völlig.

Linux-Nutzer darf ich beruhigen. Wer die aktuellen Versionen etwa von Linux Mint, KDE Neon oder mein System der Wahl Xubuntu installiert, erlebt ein System, bei dem alle Komponenten out of the box problemlos erkannt wurden. Beide Ethernet-Anschlüsse, das WLAN, das Bluetooth, die Grafik, wirklich alles läuft reibungslos. Hier ergibt sich zudem der Vorteil des geringeren Platz- und Ressourcenbedarfs gegenüber Windows. Lediglich die Standby-Funktion beim Betätigen des Einschaltknopfs wollte etwa bei Xubuntu nicht funktionieren.

Ins Innere geschaut

Um ins Innere schauen zu können, ist zwar ebenfalls die Entfernung von Gummifüßen notwendig. Jedoch sind diese kombiniert mit direkt sichtbaren Kreuzschrauben, weshalb hier nichts abgeknubbelt werden muss. Eine „Front“-Bezeichnung auf dem unteren Schachmuster-Plastik zeigt, in welcher Richtung die Unterseite wieder drangesteckt werden muss.

Ist die Unterseite einmal beiseitegelegt, offenbart sich das Mainboard mit dem zugänglichen SO-DIMM-Arbeitsspeicher, der M.2-SSD und der „eingetüteten“ CR2032-Batterie. Das mitgelieferte SATA-Verbindungskabel kann hier verbunden werden, um eine 2,5“-SSD zu installieren. Diese kann dann in die Plastikhalterungen installiert werden. Direkt unter der M.2-SSD befindet sich das Modul für WLAN und Bluetooth.

Und der Slot der M.2-SSD zeigt, was man bereits anhand der Benchmarks vermutet hat: es ist eine SATA-SSD. Am Anschluss können allerdings problemlos NVMe-SSDs installiert werden, was ich probehalber mit einem Exemplar der Marke Kingston probiert habe. Diese konnte problemlos gelesen werden und zeigt entsprechend höhere Lese- und Schreibraten.

Mit etwas Gefummel kann auch das ganze Mainboard aus dem Gehäuse gezogen werden, wenn man vorher die Verbindung zum Einschaltknopf und die Verbindungen zu den Antennen entfernt hat. Hier lässt sich dann auch der einzige Lüfter im gesamten System reinigen.

Fazit: Kraftprotz mit Ärgernissen an sämtlichen Ecken und Kanten

Das im schicken Schachmuster-Plastikkleid verpackte Systemchen mit seinem Ryzen 7 kann insbesondere in Alltagsaufgaben glänzen. Sofern ein stabil laufendes Betriebssystem mit sämtlichen Treibern installiert ist, starten Anwendungen angenehm flott und selbst seltsam gefräßige Websites bringen den NiPoGi AM06 PRO nicht aus der Puste.

Bei einem angenehmen Stromverbrauch von ca. 9-11 Watt im Idle, 15-25 Watt beim Surfen (je nach Website) und 53,42 Watt bei einer Maximalauslastung gibt es bei der nächsten Stromrechnung keinen Schock. Da kann man es verschmerzen, dass die meisten aktuellen Triple-A-Titel nur mit stark reduzierten Details laufen werden. Und wenn man bei Verkabelungsversuchen nicht aus Versehen den dezent ungünstig platzierten Einschaltknopf betätigt.

Doch wenn der NiPoGi AM06 PRO einmal läuft, wird sich der Nutzer freuen. Nicht nur über die Stromrechnung, nicht nur über die Alltagsperformance, dieser wird auch durch den überwiegend dezent laufenden Luftkühler erst recht nicht gestört. Linux-Freunde werden mit diesem Knirps an PC ebenfalls einen Spielplatz für ihre Projekte finden.

Die UVP des NiPoGi AM06 PRO liegt laut Amazon bei 459 Euro. Beim Zeitpunkt des Tests ist das uns vorliegende Modell mit Ryzen 7 5800U und 16/512GB mit dem 100-Euro-Coupon für 339,99 Euro erhältlich, was dem Mini-PC ein sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis beschert. Zum Zeitpunkt des Tests war eine genaue Preisrecherche beim Hersteller selbst nicht möglich, da der Shop nicht erreichbar war.

Der Hersteller hat uns noch den Code N88AM06PRO zur Verfügung gestellt (wohl ab Montag nutzbar), der den Endpreis des NiPoGi AM06 PRO um 14% runter auf 291,54 Euro drückt.

NiPoGi AM06 PRO Mini-PC im Test
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33 Kommentare zu “NiPoGi AM06 PRO Mini-PC im Test

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